1848/1860-1900: Vereinsgründung und Aufstieg zum größten Münchner Turnverein

Zweifache Vereinsgründung 1848 und 1860

Der 17. Mai 1860 ist gemeinhin als Gründungstag des TSV München von 1860 bekannt. Seit 1900 trägt der Verein das Gründungsjahr sogar im Namen. Die Erstgründung liegt bereits 12 weitere Jahre zurück. Am 15. Juli 1848 hatten junge Männer in der Absicht, einen Turnverein zu gründen, zu einer ersten Generalversammlung in der „Buttler’schen Brauerei zum bayerischen Löwen“ geladen. 66 Mitglieder gründeten den „Münchner Turnverein“ schließlich. Bis zum Ende des Jahres 1848 hatte sich die Mitgliederzahl auf 120 erhöht und damit fast verdoppelt.

Turnkarte Ferdinand Harrasser von 1848.

Die Erstgründung fiel in turbulente Zeiten politischer Umwälzungen des Revolutionsjahres 1848.  Zahlreiche Turnvereine, die sich in den 1840er Jahren gegründet hatten, zählten zur revolutionstragenden national-liberalen Bewegung. Nach dem Scheitern der Revolution wurden viele von ihnen verboten und aufgelöst. Auch wenn das bayerische Königshaus die Turnbewegung zuvor gefördert hatte, kam es auch in Bayern zu einem Verbot von Männerturnvereinen. Am 6. Juli 1850 wurde der „Münchner Turnverein“ wie auch andere gesetzlich verboten.

Turnkarten Ferdinand Harrasser von 1860.

Trotzdem trafen sich einige Turner von 1848 weiterhin und wagten im Jahr 1860 die Neugründung. Das Gesetz von 1850, das dem Vereinsverbot zugrunde lag, existierte zwar immer noch, dennoch hoffte man auf die staatliche Duldung.  Aus Vorsicht nannte man sich nach der Neugründung am 17. Mai 1860 zunächst „Verein zur körperlichen Ausbildung“ – so war der Zusammenhang zur Turnerbewegung weniger offensichtlich. Erst ab 1862 trug der Verein wieder den ursprünglichen Namen „Münchner Turnverein“. Ab 1866 nannte er sich „Turnverein München“.

Aufstieg zum größten Münchner Turnverein

In den ersten 50 Jahren des Bestehens wuchs der Verein stetig und entwickelte sich zum größten und erfolgreichsten Münchner Turnverein: Die Mitgliederzahl wuchs von 150 im Jahr 1860 auf 800 (1885) und schließlich 1739 im Jahr 1900. Die Vereinsmitglieder gehörten vor allem dem gehobenen Münchner Bürgertum an. Daraus konnte der Verein auch ein weitreichendes Netzwerk in Adel, Politik und Wirtschaft etablieren. Das Selbstverständnis beschränkte sich nicht nur auf die Durchführung von Turnübungen und die Teilnahme an Wettkämpfen, sondern erstreckte sich auch auf soziale und gesellschaftliche Leistungen darüber hinaus: Neben den Turnriegen entwickelten sich gesellige Institutionen wie der Sängerkreis (bereits seit 1861) oder eine eigene Hauskapelle, die zur festlichen Gestaltung der Vereinsveranstaltungen beitrugen. Seit 1866 hatten sich Vereinsmitglieder zu einer Freiwilligen Feuerwehr zusammengefunden, seit 1887 wurde eine eigene Sanitätseinheit unterhalten. Bis zur Gründung der Spielriege 1899 existierte neben den Turnern keine weitere Abteilung im Verein.  Sportarten wie Schwimmen oder Fechten wurden jedoch von den Turnern parallel immer ausgeführt. Seit 1888 bot der „Turnverein München“ als erster Münchner Verein und reichsweit einer der ersten Vereine das Turnen für Frauen ab 16 Jahren an. Mädchenturnen gab es sogar bereits seit 1862. Die Turner waren in unterschiedlichen Riegen organisiert. Neben der Damen- gab es zum Beispiel eine Altherren- oder Nachmittagsriege. Dieser Begriff wurde um 1900 auf neue “Abteilungen” wie die Spielriege übertragen und gleichbedeutend verwendet. Erst im Laufe des frühen 20. Jahrhunderts mit der Einführung weiterer Sportarten im Verein etablierte sich der Begriff “Abteilung“.

Frühe Turnstätten

Der erste Turnplatz hatte sich hinter dem „Gasthaus zu den drei Linden“ an der Müllerstraße in der bürgerlich geprägten Isarvorstadt befunden. 1862/63 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft an der Jahnstraße nahe dem Sendlinger Tor eine Turnhalle errichtet und nur ein Jahr darauf das Vereinsgelände unter anderem um ein Bad mit Schwimmschule erweitert. Da die Turnhalle wegen Straßenumbauten abgerissen werden musste, entschied man sich 1888 zum Kauf eines Grundstückes an der Auenstraße nahe dem Isarufer, was ausschließlich aus vereinseigenen Mitteln finanziert werden konnte. Nach kurzer Bauzeit wurde 1890 das neue Vereinsheim mit Turnhalle und Turnplätzen offiziell eingeweiht.

Wiege des Fußballs – Gründung der Spielriege 1899

Die Gründung der Spielriege 1899 war eine Zäsur in der Vereinsgeschichte. Fortan gewannen andere Sportarten neben dem Turnen an Gewicht. So wurden Ballspiele wie Faustball, Deutschball oder Schleuderball gespielt. Eine immer größere Rolle nahm der Fußball ein, weshalb 1899 gemeinhin als das Gründungsjahr der Fußballabteilung gilt.

1900-1919: Die Entwicklung zum Turn- und Sportverein

Der Verein wächst weiter

Das Vereinsheim an der Auenstraße 19 mit den südlich (oben) und nördlich anschließenden Turnspielplätzen. Postkarte, gestaltet von dem Kunstmaler und Vereinsmitglied Carl Moos, 1904. Stadtarchiv München, FS-PK-STB-08063

Beim Start in das neue Jahrhundert konnte der Verein auf ein kontinuierliches Wachstum bauen, das vor allem auf der Attraktivität der Sport- und Turnspielbewegung gegründet war. Die dynamische Vereinsentwicklung zeigte sich auch am Vereinsgelände an der Auenstraße: 1901/02 wurden die beiden südlich angrenzenden Grundstücke erworben und auf ihnen ein Damenturnplatz und ein Tennisspielplatz angelegt.

In der 1899 gegründeten Spielriege dominierte bald das Fußballspiel. Trainiert wurde seit Juni 1899 auf dem städtischen Jugendturnspielplatz am Schyrenplatz rechts der Isar. Die erste offizielle Begegnung mit einem anderen Verein fand am 7. Juli 1902 gegen den 1. Münchner FC von 1896 statt – sie endete 2:4.

Im Frühjahr 1901 gründeten begeisterte Alpinisten im Verein eine Bergsteigerriege.  Aus ihr bildete sich 1907 eine Schneeschuhriege, die spätere Skiabteilung. Sie trat schon bald erfolgreich bei regionalen Wettbewerben auf. Aufgrund der neu hinzugekommenen Sparten erfolgte 1908 eine Neustrukturierung des Vereins: Die Fußballmannschaft, die Skiabteilung und die 1908 gegründete Naturriege, die sich „dem volkstümlichen Turnen und den leichtathletischen Übungen“ widmete, sowie die 1903 gegründete Schwimmabteilung wurden in einer „Sportsabteilung“ zusammengefasst. 1911 kam eine Hockeyabteilung hinzu, 1912 wurde eine Kraftsportriege gebildet.


Vereinswappen und Mitgliederstruktur

Das Vereinswappen mit dem Schild der Turnerschaft wurde 1911 durch den Löwen ersetzt.

Auch das Vereinswappen mit dem Schild der Turnerschaft wurde der neuen Entwicklung angepasst. Es wurde 1911 durch den Löwen, das Symboltier für Mut und Ausdauer, ersetzt.

Die Mitgliederstruktur des Vereins war bis zum Ersten Weltkrieg geprägt von Selbstständigen, Gewerbetreibenden, Beamten und mittleren Angestellten. Die unteren Einkommensschichten waren im Verein nur in geringem Umfang vertreten. Den Vereinsvorsitz hatten Angestellte, höhere Beamte und Ärzte inne. Im Jahr 1905 übernahm der Wittelsbacher Prinz Rupprecht von Bayern (1869-1955), der spätere Kronprinz, das “Protektorat”, quasi die Schirmherrschaft, über den Verein.

Das Selbstverständnis des Vereins

Der Verein verstand sich als bürgerlicher Musterverein. In der Zugehörigkeit zur Deutschen Turnerschaft (DT) sah man sich am „vaterländisch(en) Wirken“ beteiligt. Hochrangige Vertreter der Stadt würdigten dies durch ihre Anwesenheit bei sportlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen des Vereins. Außerdem verkaufte die Stadt dem Verein zu günstigen Preisen Grundstücke, die dieser zum Bau von Sportanlagen benötigte.

Neue Spielplätze

Das Bedürfnis, Bewegung in der Natur an den Wochenenden mit Geselligkeit zu verbinden, führte 1904 zur Errichtung eines Waldspielplatzes auf einem Gelände in Holzapfelkreuth am westlichen Stadtrand von München, das mit der Straßenbahn zu erreichen war.

Für die Fußballspieler war der Platz jedoch als Trainings- und Spielplatz zu weit von der Münchner Innenstadt entfernt. Seit 1908 nutzte die Fußballabteilung eine umzäunte Wiese am Alpenplatz im Stadtteil Giesing als Spielstätte, 1909 konnte mit der Münchner Frühjahrsmeisterschaft der erste Titelgewinn gefeiert werden. 1911 pachtete der Verein an der Grünwalder Straße ein Grundstück zum Bau eines Sportplatzes.

Der Erste Weltkrieg

Schon bald nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 1. August 1914 gingen führende Männer des Vereins daran, aus Vereinsmitgliedern und anderen Turnern ein „Turner-Landsturm-Regiment“ zusammenzustellen. In Zusammenarbeit mit anderen Vereinen war es bald 1.000 Mann stark. Bis Kriegsende waren 1.150 Vereinsmitglieder zum Militärdienst eingezogen worden, 137 von ihnen kamen dabei ums Leben.

Das Vereinsleben kehrt zurück

Nach Kriegsende, Sturz der Monarchie, Ausrufung der Republik im November 1918, dem politischen Chaos der folgenden Monate und der Niederschlagung der Räterepublik in München in den ersten Maitagen 1919 nahm der Verein am 20. Mai 1919 in allen Abteilungen den Betrieb wieder auf. Die Sport- und Trainingsanlagen an der Auenstraße wurden erweitert; 1919 begann auch der Ausbau des Platzes an der Grünwalder Straße. Die Fußballabteilung konnte am 16. und 17. August 1919 ihr 20. Stiftungsfest mit einem Festabend in der großen Halle des Vereinshauses und einem Jubiläums-Wettspiel gegen den Wiener Athletik-Sport-Club feiern.

Das Grünwalder Stadion 1923 (Abb. aus: Das Bayerland, Jahrgang 34 vom Juli 1923, 175. Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 198 t-34)

Das Stadion an der Grünwalder Straße (kurz: „Sechzger-Stadion“ oder nur „Sechzger“) war bis zum Bau des Olympiastadions das größte Fußballstadion in München und wurde entsprechend von den großen Fußballclubs der Stadt als Spielstätte genutzt.

1919-1933: Wiederbeginn nach dem 1. Weltkrieg

Umbenennung in Turn- und Sportverein

Die Jahre nach dem Kriegsende brachten eine rasche Konsolidierung des Vereinslebens mit einem kontinuierlichen Anstieg der Mitgliederzahlen. Der inzwischen herrschenden Vielfalt an im Verein betriebenen Disziplinen wurde 1919 durch die Umbenennung in „Turn- und Sportverein München von 1860“ Rechnung getragen. 1920  feierte man das 60. Gründungsjahr mit einem großen Turn- und Sportfest auf dem Ausstellungsgelände an der Theresienhöhe und einem Festabend im Deutschen Theater, Ausdruck der gesellschaftlichen Stellung des TSV 1860 im Münchner Stadtleben und seines kulturellen Anspruchs.

Aus einem Verein werden zwei

Einen tiefen Einschnitt markierte die von der Deutschen Turnerschaft betriebene „reinliche Scheidung“, die von der Turnerschaft gewünschte Trennung von Turn- und Sportbewegung. Der TSV 1860 löste das Problem durch die Gründung eines neuen Vereins, dem SV München von 1860, in dem sich die Sportler versammelten, während die Turner nun wieder als Turnverein München von 1860 firmierten. Als Klammer zwischen den beiden Vereinen fungierte ein gemeinsamer Verwaltungsrat; für die Mitglieder änderte sich in der Praxis wenig.

Ausbau des Sechzger-Platzes1922 erwarb der Verein das seit 1911 gepachtete Grundstück an der Grünwalder Straße und baute es in den Jahren 1925 und 1926 zu Münchens damals größtem Stadion aus, das nicht nur den Löwenfußballern und -leichtathleten eine Heimstatt bot, sondern auch von den führenden Fußballmannschaften anderer Vereine genutzt wurde. Treibende Kraft beim Stadionausbau war Heinrich Zisch, seit 1924 Vorsitzender des SV 1860, ab 1929 parallel dazu auch des TV 1860. 1929, anlässlich seines 60. Geburtstags, wurde das Stadion nach ihm benannt; im Volksmund bürgerte sich die Bezeichnung “Sechzger-Stadion” ein.

Die Bautätigkeit beschränkte sich jedoch nicht auf das Stadion. Die Bergsteigerriege konnte 1924 den Neubau der bereits 1909 übernommenen Forsthütte an der Blauen Gumpe im Wettersteingebirge einweihen. Die 1921 gegründete Faltbootabteilung – die heutige Wassersportabteilung – bezog 1927 ihr Bootshaus in Thalkirchen, und die Skisportler errichteten am Kochelberg eine Skihütte, die im Winter 1929/30 in Betrieb genommen wurde.

Große sportliche Erfolge

Die Sprinterin Maria Kießling verbuchte zahlreiche Titel für die Sechzger

Die Jahre der Weimarer Republik gehören sportlich zu den erfolgreichsten der Vereinsgeschichte, woran zahlreiche Abteilungen ihren Anteil hatten. Aushängeschild der Turnabteilung war Bella Meiser, die dreimal die deutsche Meisterschaft im Geräte-Siebenkampf holte. Nachdem die ursprüngliche Spielriege mehr oder minder in der Fußballabteilung aufgegangen war, kam es 1919 zur Gründung einer Turnspielabteilung. Die dieser Abteilung entstammende Schlagballmannschaft holte von 1923 bis 1929 siebenmal in Folge den deutschen Meistertitel.

Auch die Leichtathleten verbuchten zahlreiche Meistertitel, wobei besonders die Sprinterinnen Maria Kießling und Lisa Gelius herausragende Leistungen zeigten. 1928 stellte die Abteilung mit Rosl Kellner, die mit der 4x100m-Staffel Bronze gewann, und der Hochspringerin Elisabeth Bonnetsmüller zwei Teilnehmerinnen an den Olympischen Spielen in Amsterdam. Die Sprintstaffel der Löwinnen verbesserte 1929 zweimal den Weltrekord in dieser Disziplin.

 

Der Gewichtheber Josef Straßberger zählte zu den erfolgreichsten Löwen-Sportlern zwischen 1920 und 1930, gewann 1928 bei den Olympischen Spielen in Amsterdam die Goldmedaille im Schwergewicht.

 

Meistertitel zuhauf gab es auch bei den Schwerathleten, wobei sich besonders zwei Gewichtheber hervortaten: Josef Straßberger besaß im Schwergewicht nicht nur ein Abonnement auf den Gewinn der deutschen Meisterschaft, von den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam kehrte er als erster Löwensportler mit einer Goldmedaille zurück; 1932 in Los Angeles war es Bronze. Hans Wölpert holte in Amsterdam im Federgewicht Bronze, in Los Angeles Silber und gewann 1933 die Weltmeisterschaft. Die 1919 gegründete Boxabteilung stellte 1924 mit dem Schwergewichtler Ludwig Haymann ihren ersten deutschen Meister; Haymann wurde im selben Jahr auch deutscher Meister im Kugelstoßen.

Die Löwen-Spieler laufen zum Finale um die deutsche Fußball-Meisterschaft 1931 auf den Platz. Am Ende verloren sie unglücklich 2:3 gegen Hertha BSC Berlin.

Erstmals überregional auf sich aufmerksam machen konnten die Fußballer, die unter Trainer Max Breunig 1927 und 1933 jeweils das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft erreichten und 1931 sehr unglücklich erst im Finale scheiterten. Egon Kling avancierte 1927 zum ersten Nationalspieler der Löwen; Josef Hornauer gehörte der Olympiamannschaft von 1928 an, und auch Josef Wendl, Ludwig ‚Pipin‘ Lachner, Fritz Eiberle und Max Schäfer wurden in die DFB-Auswahl berufen.

Die bereits 1911 gegründete Hockeyabteilung blieb auch in den Zwischenkriegsjahren aktiv. Nach dem Krieg fand zudem das neue Feldhandballspiel vor allem bei den Leichtathleten Gefallen, woraus 1926 eine Handballabteilung entstand. Zu den Neugründungen jener Jahre gehörte auch die 1925 aus der Taufe gehobene Motorsportabteilung.

 

Wirtschaftliche Krisenjahre

Mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation des Vereins zusehends.  Viele Mitglieder gerieten in wirtschaftlicher Not mit den Beitragszahlungen in Rückstand, und vor allem die im Zusammenhang mit dem Stadionausbau noch zu leistenden Zahlungen erwiesen sich als schwere Bürde für den Verein.

Der Verein in der Zeit des Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg 1933-1945

Nationalsozialisten an der Vereinsspitze

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Februar/März 1933 machte den Weg frei für eine Riege von Funktionären, die entweder bereits seit Jahren in der völkischen Bewegung aktiv waren oder sich von einer Liaison mit den Nazis die Rettung des Vereins erhofften. Den Vorsitz im Turnverein übernahm im März 1933 der deutsch-national gesinnte Wilhelm Hacker (1877-1957). Am 26. September 1933 wurde in einer Hauptversammlung des Turnvereins die Umsetzung des Führerprinzips beschlossen. Wenige Monate später löste sich der Sportverein auf und schloss sich mit sämtlichen Abteilungen dem Turnverein an, sodass am 6. März 1934 der „Turn- und Sportverein München von 1860“ wieder neu errichtet werden konnte. Zum neuen Vereinsführer wurde am 26. April 1934 SA-Sturmbannführer Fritz Ebenböck gewählt. Unter seiner Führung wurde am 26. Februar 1935 die vom Reichssportführer verfügte Annahme der für alle Vereine verpflichtenden Einheitssatzung beschlossen. Sie enthielt auch den „Arierparagraphen“, der den Ausschluss der jüdischen Vereinsmitglieder erzwang. Seine Nachfolger Ludwig Holzer (Vorsitz 1935-1936) und Emil Ketterer (1936-1945) gehörten zu den frühen Aktivisten der NSDAP und hatten ebenfalls hohe Funktionen in SA und Partei inne.

Im Jahr 1937 erwarb schließlich die Stadt das Stadion an der Grünwalder Straße, um den finanziellen Zusammenbruch des Vereins zu verhindern.

Sportlich konnte der Verein bis zum Kriegsausbruch 1939 weiterhin große Erfolge feiern: Die Leichtathleten siegten 1934, 1936, 1937 und 1938 in der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft, die Gewichtheber errangen 1938 zum elften Mal die seit 1922 ausgetragene Deutsche Vereinsmeisterschaft und die Geräteturner gewannen 1937 und 1938 die erstmals ausgetragenen deutschen Vereinswettbewerbe.

Schicksale der jüdischen Mitglieder

Martha Hirsch, deportiert am 3. April 1942

Jüdische Mitglieder hatte der Verein zu diesem Zeitpunkt keine mehr. Sie waren entweder aus dem Verein hinausgedrängt worden oder hatten ihn unter dem Druck der Nationalsozialisten verlassen. Dem Kaufmann Siegmund Oppenheim, seit 1915 Vereinsmitglied, gelang im Jahr 1935 mit der Ehefrau Ernestine und der Tochter Auguste die Ausreise über Meran (Italien) nach Nizza (Frankreich). Die Kunstgewerblerin Martha Hirsch, aufgewachsen in Untergiesing und seit 1905 Vereinsmitglied, wurde am 3. April 1942 mit ihrer Schwester Irene in einem großen Transport von insgesamt 989 jüdischen Münchnerinnen und Münchnern in das KZ-Sammellager Piaski bei Lublin (Polen) deportiert. Wahrscheinlich wurde sie wie die meisten Insassen bald nach Ankunft des Zuges am 6. April in das Vernichtungslager Belzéc verbracht und dort ermordet.

Zweiter Weltkrieg: Vereinsheim und Sportplätze zerstört

Mit Kriegsausbruch kam der Wettkampfbetrieb sehr bald zum Erliegen, einzig die Fußballabteilung konnte bis Kriegsende einen – wenn auch seit 1943 immer weiter eingeschränkten – Wettspielbetrieb aufrechterhalten. Mit dem Gewinn des Deutschen Fußballpokals (Tschammer-Pokal) am 15. November 1942 im Berliner Olympiastadion durch einen 2:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 gelang der bisher größte sportliche Erfolg. Durch alliierte Luftangriffe wurden das Stadion an der Grünwalder Straße (6./7. September und 2. Oktober 1943) und später das Vereinsheim an der Auenstraße 19 (18. März und 12. Juli 1944) schwer beschädigt.

Das Grünwalder Stadion lag bei Kriegsende in Schutt und Asche

Als amerikanische Truppen am 30. April 1945 die Stadt befreiten, waren Vereinsheim und Sport- und Spielplätze zerstört. Viele Vereinsmitglieder waren an der Front und durch Fliegerangriffe umgekommen: Die Chronik zum 100-jährigen Vereinsjubiläum 1960 nennt 154 Gefallene und 22 Vermisste. Wichtige Leistungsträger der Fußballmannschaft, wie Ludwig Stock, Franz Graf, Heinz Krückeberg und Gustl Thalmayr waren im Krieg umgekommen.

1945-1960: Vom Wiederaufbau bis zur 100-Jahr-Feier

Spruchkammerverfahren gegen Vereinsführer der NS-Zeit

Die amerikanische Militärregierung ging sofort gegen führende Nationalsozialisten vor. So wurden auch die ehemaligen Vereinsführer bzw. Abteilungsleiter Ebenböck, Ketterer und Gleixner von den Amerikanern interniert. In den Entnazifizierungsverfahren wurde Emil Ketterer, der dem TSV von 1936-1945 vorgestanden hatte, nur als Mitläufer eingestuft, Fritz Ebenböck erst als Minderbelasteter, schließlich nur noch als Mitläufer. Der langjährige Fußballabteilungsleiter Sebastian Gleixner wurde dagegen als Hauptschuldiger eingestuft.

Wiederaufbau von Stadion und Vereinsheim

Schon unmittelbar nach Kriegsende richtete die Stadt das Stadion an der Grünwalder Straße notdürftig her, so dass schon im August 1945 wieder das erste Spiel stattfinden konnte. In der Saison 1945/46 fand wieder ein regulärer Ligabetrieb statt, die Fußballspiele zogen immer mehr Zuschauer an. Am 14. März 1948 drängten sich mehr als 58.000 Zuschauer im immer noch stark beschädigten Grünwalder Stadion, um das Spitzenspiel zwischen 1860 und dem 1. FC Nürnberg in der Oberliga Süd, der damals höchsten Spielklasse, mitzuverfolgen. Diese Marke bildet bis heute den Zuschauerrekord im Grünwalder Stadion. 1951 war der Wiederaufbau des Stadions vollendet.

Der Verein machte sich seinerseits unter anderem mit Spenden von Mitgliedern an den schrittweisen Wiederaufbau des Vereinsheims in der Auenstraße. 1955 war das Vorderhaus fertig, bei der Turnhalle dauerte es bis 1963.

Adalbert Wetzel – ein beliebter Präsident

Prägende Persönlichkeit im Verein war zu dieser Zeit Adalbert Wetzel. 1946 war er Leiter der Fußballabteilung geworden, 1950 wurde er zum Vizepräsidenten und 1952 zum Präsidenten des TSV 1860 gewählt. Der vermögende Geschäftsmann Wetzel unterstützte Sportler des TSV 1860 mit Geld und Lebensmitteln, einige stellte er in seiner Firma an. Wetzel war wegen seiner hilfsbereiten und väterlichen Art im Verein sehr beliebt.

Erfolgreiche Leichtathleten und Turner

Sportlich machten vor allem die Leichtathleten und die Turner von sich reden: Insgesamt elfmal zwischen 1948 und 1959 siegte der TSV 1860 in der Deutschen Turnvereinsmeisterschaft, einem Teamwettbewerb, bei dem die beteiligten Vereine mit jeweils vier Turnerinnen, Turnern, Leichathletinnen und Leichtathleten antraten.

Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne schied Zenta Gastl als Weltrekordinhaberin und Favoritin im 80-m-Hürden-Zwischenlauf aus

Zenta Gastl lief 1956 einen Weltrekord über 80 Meter Hürden. Neben Gastl nahmen auch Speerwerferin Almut Brömmel und 10.000-Meter-Läufer Walter Konrad an den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne teil.

Die Feldfaustball-Frauen gewannen von 1947 bis 1950 vier Mal in Folge die Deutsche Meisterschaft.

Die Fußballer waren in dieser Zeit weniger erfolgreich: 1953 und 1956 stiegen sie in die Zweite Liga Süd ab und konnten sich erst Ende der fünfziger Jahre wieder in der Oberliga Süd etablieren. Im Jahr 1950 gründeten 15 ehemalige Fußballspieler des TSV 1860 eine Kegelgesellschaft. 1956 nahm diese Mannschaft erstmals unter dem Namen 1860 an der Münchner Kegelclubmeisterschaft teil. 1959 wurde die Kegelabteilung dann offiziell gegründet.

Die 100-Jahr-Feier

Im Mai 1960 feierte der Verein mit verschiedenen Veranstaltungen sein 100-jähriges Bestehen. Die Fußballer luden den FC Santos mit Weltstar Pelé ein – und unterlagen mit 1:9. Zum Abschluss der Feierlichkeiten gab es ein Schauturnen an Reck und Barren, im Publikum saß auch der frisch gewählte Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel.

1960-1982: Die großen Jahre der Fußballer und Volleyballer

Fußballer werden Deutscher Meister

Die Aufstellung vorm letzten Spiel der Saison 1965/1966 gegen den Hamburger SV (1:1), das die Meisterschaft brachte

Die sechziger Jahre standen ganz im Zeichen der Fußballer. Mit Trainer Max Merkel errangen sie in der Saison 1962/63 die Meisterschaft der Oberliga Süd und qualifizierten sich damit für die neu gegründete Bundesliga. 1964 holte die Mannschaft den DFB-Pokal mit einem 2:0 im Endspiel gegen Eintracht Frankfurt. In der folgenden Saison gelang der Einzug ins Finale des Europapokals der Pokalsieger, das am 19. Mai 1965 im Londoner Wembley-Stadion mit 0:2 gegen West Ham United verloren ging. Als Krönung dieser Erfolgsserie folgte dann 1966 der Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Nach dem 2. Platz in der Saison 1966/67 ging es stetig bergab: bis zum Abstieg in die Regionalliga Süd im Jahre 1970.

Zwischen erster und dritter Liga

Es folgten sieben Jahre in der Zweitklassigkeit, bevor 1977 in drei Aufstiegsspielen gegen Arminia Bielefeld die Rückkehr ins Oberhaus gelang. Inzwischen spielten die Fußballer überwiegend im 1972 eröffneten Olympiastadion. Beim Spiel gegen den FC Augsburg am 15. August 1973 stürmten an den Kassen anstehende Fans nach dem frühen 1:0 der Löwen das Stadion, so dass eine weit über das offizielle Fassungsvermögen von 80.000 Zuschauern hinausreichende Menge das Spiel verfolgte, was bis heute den Zuschauerrekord im Olympiastadion bedeutet.

Die Erstklassigkeit währte nur ein Jahr, doch nach einer Spielzeit in der 2. Bundesliga ging es 1979 erneut nach oben, diesmal für zwei Jahre. 1982 wurde die Rückkehr in die Bundesliga verfehlt. Wegen fehlender wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit entzog der DFB dem TSV 1860 die Lizenz für den Profi-Fußball, was die Rückstufung in die drittklassige Bayernliga zur Folge hatte.

Nachdem der DFB das entsprechende Verbot aufgehoben hatte, wurde beim TSV 1860 in den 1970ern erstmals auch Frauenfußball gespielt. Das Team wurde jedoch in den frühen 1980ern wieder aufgelöst.

Basketballer und Volleyballer Gründungsmitglieder ihrer Bundesligen

Auch in zwei weiteren Ballsportarten gehörte der TSV 1860 zu den Gründungsmitgliedern einer Bundesliga. Die Basketballabteilung wurde 1965 gegründet, übernahm Spieler aus Post SV und Polizei SV München und belegte in der Saison 1966/67 in der Südgruppe der neuen Bundesliga den 6. Platz. In den folgenden Jahren ging es zweimal nach unten, aber auch ebenso oft wieder nach oben. 1975 wurde die Mannschaft anlässlich der Einführung der eingleisigen Bundesliga in eine Spielgemeinschaft mit dem USC München überführt, die sich noch zwei Jahre in der obersten Liga hielt.

Die Löwen-Volleyballer gewannen vier Deutsche Meisterschaften und errangen fünf nationale Pokalsiege

Die Volleyballabteilung wurde 1968 gegründet; hier standen Spieler des TSV Neuhausen-Nymphenburg und des OSC München Pate. Von 1970 bis 1980 belegte die Mannschaft durchgehend einen der ersten Plätze in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft bzw. ab 1974/75 der Bundesliga, mit Meistertiteln in den Jahren 1973, 1975, 1978 und 1980 als Höhepunkte. Dazu kommen fünf Pokalsiege und eine Juniorenmeisterschaft im Jahre 1977.

Neue Abteilungen

Zu den Neugründungen jener Jahre gehörten auch eine Tanzsportabteilung (1963), eine Abteilung für Karate (1973) und die Tennisabteilung unter dem Namen TC Grün-Gold 1860 München (1973), die binnen weniger Jahre am Trainingsgelände eine eigene Anlage samt Clubhaus erbaute. Die Turner gründeten 1972 eine Freizeitsparte, die Wassersportler 1979 eine Surf- und Segelsparte.

Wirtschaftliche Probleme

Überschattet waren all diese Entwicklungen von großen finanziellen Problemen, die nicht unerheblich zum Bundesligaabstieg der Fußballer beitrugen, deren Wohl und Wehe nun zunehmend die Gesamtlage des Vereins bestimmte. Bis Ende der sechziger Jahre hatte der Verein Schulden in siebenstelliger Höhe angehäuft, bis Ende der siebziger Jahre gelang eine zwischenzeitliche Konsolidierung. Bald jedoch drückte eine neue Schuldenlast, die dann 1982 den Lizenzentzug nach sich zog, den auch der in diesem Jahr erfolgte Verkauf der Turnhalle an der Auenstraße an die Stadt nicht verhindern konnte.

1982-2004: Auf und Ab der Fußballer und Mitgliederrekord

Fünf Präsidenten in zehn Jahren

Der Lizenzentzug von 1982 bedeutete, dass die Fußballer des TSV 1860 erstmals in ihrer Geschichte nur noch drittklassig waren.  Es dauerte neun Jahre, bis die Löwen 1991 den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga schafften.

Der finanzielle Kollaps führte auch zu einem Wechsel an der Vereinsspitze. Richard “Richie” Müller löste 1982 Erich Riedl ab. 1985 übernahm der Bauunternehmer Karl Heckl das Präsidentenamt. Heckl steckte viel Privatvermögen in den Verein und tilgte somit Schulden in Millionenhöhe. 1988 übernahm mit Liselotte Knecht aus der Turnabteilung erstmals eine Frau das Präsidentenamt. Unter ihrer Führung verkaufte der Verein 1990 den Rest der Turnhalle an die Stadt. 1992 trat Knecht zurück und der Gastronom Karl-Heinz Wildmoser übernahm die Präsidentschaft. Für die Fußballer, die gerade wieder in die Bayernliga abgestiegen waren, engagierte Wildmoser Werner Lorant als neuen Trainer. Lorant blieb neun Jahre lang Trainer – so lange, wie kein Fußballlehrer zuvor.

Durchmarsch in die Bundesliga

Peter Pacult (re.) schießt im letzten Spiel der Saison 1993/1994 beim SV Meppen die Löwen zurück in die Bundesliga

Unter dem Duo Wildmoser-Lorant stellte sich sofort sportlicher Erfolg ein: 1993 der direkte Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga und vollkommen unerwartet 1994 ein weiterer Aufstieg in die Erste Bundesliga. Noch nie zuvor war einer Fußball-Mannschaft der Durchmarsch von der dritten in die erste Liga gelungen. Dort konnten sich die Löwen zehn Jahre am Stück halten, so lange wie nie zuvor. Die Saison 1999/2000 war die erfolgreichste seit langem: Der TSV 1860 gewann erstmals in der Bundesliga beide Derbys in einer Saison gegen den FC Bayern und schloss die Saison auf dem 4. Platz ab. Dieser berechtigte zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation, die allerdings durch zwei Niederlagen gegen Leeds United verpasst wurde.

Die Mitgliederzahlen des TSV 1860 entwickelten sich spiegelbildlich zu den Erfolgen der Profi-Fußballer: Von knapp 7000 Mitgliedern 1982 sanken sie auf 5300 im Jahr 1991 und stiegen dann auf den bisherigen Höchstwert von 24.251 Mitgliedern am 1. Juli 2001.

Umstrittene Stadion-Entscheidungen

Einerseits gilt die Ära Wildmoser als sportlich sehr erfolgreich, andererseits polarisierte Wildmoser sowohl mit seinem Führungsstil als auch mit einigen wirtschaftlichen Entscheidungen, die den Verein und seine Anhängerschaft spalteten. Das gilt vor allem für die Stadionfrage: 1995 entschied sich Wildmoser für einen Umzug vom Grünwalder Stadion ins Olympiastadion, wo man sich höhere Einnahmen versprach. Und Anfang der 2000er Jahre zählte Wildmoser zu den treibenden Kräften hinter dem Bau der Allianz Arena als neuem Fußballstadion für den TSV 1860 und den FC Bayern. Dazu gründeten beide Vereine die Allianz Arena Stadion GmbH, an der der TSV 1860 zu 50 Prozent beteiligt war. Am 21. Oktober 2002 wurde der Grundstein für die Arena gelegt.

Schon einige Monate zuvor hatte es eine weitere wichtige wirtschaftliche Weichenstellung gegeben: Am 18. Februar 2002 wurden die Profifußballer aus dem e.V. ausgegliedert und zusammen mit der 2. Mannschaft (U21) und der A-Jugend in die TSV München von 1860 GmbH und Co Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) überführt.

Im März 2004 trat Karl-Heinz Wildmoser im Zusammenhang mit Bestechungsvorwürfen gegen seinen Sohn Karl-Heinz Wildmoser junior, einem der Geschäftsführer der neuen Stadion GmbH, zurück. Wenige Wochen später stiegen die Fußballer erneut aus der Bundesliga ab.

Olympia- und WM-Gold für Skifahrerinnen

Marina Kiel präsentiert stolz die olympische Goldmedaille in der Abfahrt 1988

Auch wenn die Vereinsgeschichte von 1982 bis 2004 stark von den Ereignissen in der Fußballabteilung geprägt wurde, machten auch andere Abteilungen von sich reden, vor allem die Skiabteilung: Marina Kiehl gewann 1988 bei den Olympischen Winterspielen im kanadischen Calgary die Goldmedaille in der Abfahrt, einer von bislang drei Olympiasiegen von Sportlerinnen und Sportlern des TSV 1860. Miriam Vogt wurde 1993 bei der alpinen Ski-WM in Morioka (Japan) Weltmeisterin in der Kombination.

Die in den siebziger Jahren so erfolgreichen Volleyballer schlossen sich 1989 dem TSV Milbertshofen an, jahrzehntelang gab es Volleyball im TSV 1860 nur noch als Freizeitsport. Im August 2021 ging der TSV 1860 eine Kooperation mit dem TSV Unterhaching ein: Das gemeinsame Volleyballteam spielt unter dem Namen TSV Haching München in der Bundesliga.

1997 übernahm der ehemalige Boxprofi

Ali Çukur haucht seit 1997 der Box-Abteilung neues Leben ein

die Leitung der Boxabteilung, die seitdem wieder einen Aufschwung erlebt hat. Alfonso Fusco errang 2002 den 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften.

2004-2021:  Wechselvoller Weg in die Gegenwart

Sorgen um die Fußballer

Mit der doppelten Zäsur des Endes der Ära Wildmoser und des Bundesliga-Abstiegs begannen wechselhafte Zeiten. Die erste Zweitligasaison absolvierten die Fußballer des TSV 1860 im Stadion an der Grünwalder Straße und verfehlten den sofortigen Wiederaufstieg nur knapp. Dann erfolgte der Umzug in die neue Arena in Fröttmaning. Die Beteiligung an diesem Projekt ließ den Verein in eine finanzielle Schieflage geraten, was schon bald den Verkauf der Anteile an der Stadiongesellschaft nach sich zog. In insgesamt zwölf in der Arena bestrittenen Spielzeiten blieben die Hoffnungen auf die Rückkehr ins Fußballoberhaus unerfüllt. Im Gegenteil: Die wirtschaftliche Situation verschlechterte sich derart, dass 2011 mit Hasan Ismaik ein Mitgesellschafter in die KGaA aufgenommen werden musste. 2017 stieg der TSV 1860 sportlich in die 3. Liga ab. Da die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Erteilung einer Lizenz für die 3. Liga nicht erfüllt werden konnten, wurde der Verein sogar in die viertklassige Regionalliga Bayern zurückgestuft. Dies bedeutete zugleich die Rückkehr ins Stadion an der Grünwalder Straße, wo in der Saison 2017/18 umgehend der Aufstieg in die 3. Liga gelang, in der man in der Saison 2020/21 um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitspielte, letztendlich jedoch knapp scheiterte.

In all diesen Jahren wurde im von der KGaA und der Fußballabteilung des Vereins betriebenen Nachwuchsleistungszentrum hervorragende Arbeit geleistet; zahlreiche Spieler aus den Jugendmannschaften schafften den Sprung in die 1. Mannschaft, in die Bundesliga und auch die Nationalmannschaft; als Beispiele seien nur die Bender-Zwillinge, Kevin Volland oder auch Florian Neuhaus genannt. Die B-Junioren gewannen 2006 die Deutsche Meisterschaft; die A-Junioren scheiterten 2016 nur knapp im Halbfinale und die 2. Mannschaft verpasste 2013 nur um wenige Minuten den Aufstieg in die 3. Liga. In den letzten Jahren wurde beim TSV 1860 das fußballerische Angebot auch um Blindenfußball, Futsal und Frauenfußball erweitert.

Erfolge in anderen Abteilungen

Während es im Fußball auf und ab ging, konnten in anderen Abteilungen Spitzenleistungen verzeichnet werden.

Linus Straßer aus der Skiabteilung etablierte sich im Weltcup, nahm 2018 an den Olympischen Winterspielen teil und gewann im Januar 2021 seinen ersten Weltcupslalom.

Der Rollsport konstituierte sich am 28. Februar 2012 als eigenständige Abteilung im TSV 1860. Aushängeschild der Abteilung sind die Roller Derby Teams der Munich Rolling Rebels. Das erste Team, Munich Dynamite, stieg 2015 in die 2. Bundesliga auf und rollte im folgenden Jahr sofort in die 1. Bundesliga. Dort belegten die Skaterinnen 2017 den 4. und 2018 den 3. Platz, bevor es 2019 gelang, die Deutsche Meisterschaft zu erringen!

Kenan Husovic (re.) gewann 2019 die Deutsche Meisterschaft im Superschwergewicht

Die Boxabteilung leistet verdienstvolle Integrationsarbeit, begleitet von sportlichen Erfolgen: Magomed Schachidov wurde 2017 Deutscher Vizemeister; bei den Meisterschaften des Jahres 2019 gelang gleich drei Löwenboxern der Sprung aufs Treppchen: Ahmed Ham holte Bronze im Leichtgewicht, Zebair Hamidi Silber im Fliegengewicht, und als Krönung sicherte sich Kenan Husovic den Titel im Superschwergewicht. Jessica Vollmann erreichte 2019 bei den Europameisterschaften den 3. Platz in der Altersklasse U17.

Im Jahre 2016 stieß mit der mehrfachen Olympiasiegerin Birgit Kober eine herausragende Behindertensportlerin zu den Löwen. Die Leichtathletin avancierte damit zugleich zum Aushängeschild der im September 2016 begründeten Abteilung für Behindertensport. Die Behinderten- und die Rollsportler sind nicht die einzige neue Abteilung, die in den letzten Jahren den TSV 1860 bereicherte. 2006 wurde die Golfabteilung ins Leben gerufen; seit 2019 gibt es die Abteilungen für eSports und Darts; 2020 erfolgte die Gründung der Abteilung Vereinsgeschichte. Die traditionsreiche Ringerabteilung wurde seit 2012 wieder aufgebaut; die Bergsportler bieten seit 2017 auch Klettern und Bouldern an. Um möglichst vielen der Abteilungen eine Heimat auf dem Vereinsgelände bieten zu können, wird das Projekt des Neubaus einer Sporthalle vorangetrieben. Das neue Gebäude soll auch einem Vereinsmuseum Platz bieten.

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