
Sehr harmonische Mitgliederversammlung
Etwas über fünf Stunden dauerte die ordentliche Mitgliederversammlung 2023 des TSV München von 1860 e.V. Ins Münchner Zenith waren mehr als 400 Mitglieder gekommen, darunter in der Spitze 382 stimmberechtigte Mitglieder. Sowohl Präsidium als auch Verwaltungsrat wurden mit großer Mehrheit entlastet.
Mit einer viertelstündigen Verspätung aufgrund des Schienenersatzverkehrs eröffnete Präsident Robert Reisinger die Versammlung, begrüßte die Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter und bedankte sich im Voraus bei allen für die reibungslose Organisation der Versammlung.
Danach wurde über den vorgeschlagenen Versammlungsleiter Daniel Bauer abgestimmt. Das geschah mehrheitlich. Nach verschiedenen Informationen von seiner Seite ging es zur Feststellung der ordnungsgemäßen Einberufung und der Beschlussfähigkeit. Zu Beginn der Versammlung waren 306 stimmberechtigte Mitglieder anwesend, die einstimmig die Tagesordnung genehmigten. Wie zuletzt übernahm Julian Reich das Protokoll. Auch seine Bestellung fand ohne Gegenstimme statt, ebenso die Genehmigung des Protokolls der letzten Mitgliederversammlung vom 10. Juli 2022.
Vizepräsident Hans Sitzberger leitete die Totenehrung, hob dabei einige der Verstorbenen besonders hervor wie Shendrit Ameti, Barbara Hilbert-Rieger, Jakob Kraus, Meisterspieler Hans Rebele, Albert Schmöger oder Hans Zehetmair. Über sie verlas er kurze Lebensläufe.
In Top 7 wurden verdiente Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt. 17 waren es an der Zahl. Auch das musste die Versammlung bestätigen, ebenso die Befreiung von der Beitragspflicht. Anschließend wurde Zobair Hamidi, Deutscher Box-Meister in der Gewichtsklasse bis 54 kg mit der Goldenen Ehrennadel der Sechzger ausgezeichnet. Die Versammlung quittierte das mit stehenden Ovationen. „Man kann sehen: bei Sechzig gibt es nicht nur Fußball“, so Hans Sitzberger, der die Ehrung vornahm. Ebenso wurde der langjährige Fußball-Abteilungsleiter Roman Beer von seinem Nachfolger Thomas Bohlender mit der Ehrennadel in Bronze geehrt.
Im Anschluss erfolgte der Rechenschaftsbericht des Präsidenten. „Ich bin glücklich, wie sich der Verein in den letzten sechs Jahren entwickelt hat unter dem Präsidium Sitzberger, Schmidt, Reisinger. Ihr seid die Herzkammer des Vereins“, rief Robert Reisinger. Danach ging er auf das Nachwuchsleistungszentrum BayWa Junglöwen ein, erläuterte die Reform der Junioren-Bundesligen ab der Saison 2024/2025, bei der es keine Absteiger mehr geben wird. Besonders stolz machte den Präsidenten, dass in puncto Einsatzzeiten und Debütanten der TSV 1860 München in den letzten beiden Jahren führend in der 3. Liga war.
Um für mehr Rationalität zu sorgen, nahm Robert Reisinger zu verschiedenen Themen den Profifußball betreffend Stellung, „um mit Mythen aufzuräumen“, wie er sagte. In den letzten fünf Jahren sei negatives Eigenkapital abgebaut worden, weshalb der Konsolidierungskurs erfolgreich gewesen sei. Nur zweimal habe der e.V. in der Vergangenheit seine Richtlinienkompetenz, die die 50+1-Regel bietet, ausgeübt. Das sei bei der Einstellung von Sanierer Markus Fauser und Geschäftsführer Michael Scharold geschehen. Ansonsten sei alles gemeinschaftlich entschieden worden. „Ein Instrument wie 50+1 sollte immer das letzte Mittel sein. In der Regel entscheiden wir im Dialog, beide Seiten tragen die Entscheidungen mit“, so der Präsident.
Weiter stellte Robert Reisinger klar: „Ham Limited investiert in die eigene Gesellschaft, an der sie 60 Prozent hält. Seit 2017 investiert unser Mitgesellschafter wesentlich weniger in die Profi-Fußballgesellschaft als zuvor. Heute noch bezahlen wir für die wirtschaftliche Unvernunft vergangener Jahre.“ Allein in der Saison 2016/2017 seien über 20 Millionen zusätzlicher Schulden angehäuft worden.
Mittlerweile gäbe es auch einen Vorschlag für einen Servicevertrag für das Nachwuchsleistungszentrum, den die Fußball-Abteilung der Geschäftsführung vorgelegt habe und der bereits eifrig diskutiert werde. Letztlich müsste aber die Ham diesem zustimmen, das würde aber, so Robert Reisingers Meinung, noch viel Geduld erfordern.
Als nächstes ging der Präsident auf das Grünwalder Stadion ein. Das sei im momentanen Zustand wirtschaftlich nicht rentabel. Im Vergleich zu anderen Klubs gelte das sowohl für das Fassungsvermögen als auch für die Betriebskonditionen. Der Stadt als Eigentümer fehle es seiner Meinung nach am Mut zu einer entsprechenden Vision.
Zum Schluss ging Robert Reisinger auf den geplanten Neubau einer vereinseigenen Halle ein. Im Erbpachtvertrag mit der Landeshautstadt sei dies verpflichtend vorgesehen. Dem Ansinnen stünde auch die Geschäftsführung positiv gegenüber, aber auch hier bedürfe es der Zustimmung des Mitgesellschafters. Dort, so der Eindruck des Präsidenten, sei das Interesse nicht sonderlich groß.
Robert Reisinger beendete seinen Bericht damit, dass er keinesfalls amtsmüde sei wie es von manchen Medien kolportiert wurde, sondern gerne bis 2025 im Amt bleibe und auch danach, wenn er vom Verwaltungsrat aufgestellt und von den Mitgliedern gewählt wird, sich eine weitere Amtszeit vorstellen könne.
Danach durfte Paul, Deutscher Racerunner-Meister über 100 m aus der Inklusionsabteilung des TSV München von 1860, die von Vizepräsident Hans Sitzberger ausgelobten sechs Gewinner für die Kampagne ziehen, die zu der Zahl von über 26.000 Mitgliedern geführt hatte. Zwischenzeitlich sei sie zwar wieder knapp unter diese Grenze gesunken. Trotzdem hätten die Mitgliederzahl im Vergleich zum Vorjahr um 1.700 zugenommen. Außerdem verkündete der 70-Jährige das Anmieten des Giesinger „riffraff“, das vom Verein in unterschiedlicher Funktion, jedoch nicht als Kneipe, künftig genutzt werden soll.
Als nächstes legte Schatzmeister Heinz Schmidt seinen Bericht über den Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2021/2022 vor. Die Bilanzsumme betrug 4.791.825 Euro und stieg gegenüber dem Vorjahr leicht an bei einem Jahresüberschuss von 192.042 Euro.
Verwaltungsratsvorsitzender Sascha Königsberg legte anschließend seinen Bericht vor, gab Einblick in die Arbeit des Gremiums, wie z.B. die Aufsichtspflicht gegenüber der KGaA. Ihm folgte der Bericht der Kassenprüfer von Anton Bauer und Dr. Peter Janka, der diesen vortrug und keine Unregelmäßigkeiten feststellen konnte. Vereinsmanagerin Viola Oberländer gab einen Gesamteinblick in die Arbeit der Abteilungen. Sie verwies auf die Vereinshomepage und die Social-Media-Kanäle, die weiterführende Informationen bieten. Den Abschluss der Berichte machte der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums BayWa Junglöwen, Manfred Paula. „Wir haben die uns gesetzten sportlichen Ziele mit unseren Nachwuchsmannschaften erreicht“, konstatierte er. Besonders strich er den Klassenerhalt der U19 und U17 in den Junioren-Bundesligen hervor. In allen Altersklassen sei man in der höchstmöglichen Spielklasse vertreten.
Der kurz zuvor als Vertreter der Profimannschaft erschienene Jesper Verlaat wurde mit großem Applaus begrüßt. Danach erfolgte die Aussprache zu den Berichten. Einige Mitglieder meldeten sich zu Wort, stellten ihre Fragen.
Peter Schäfer, Vorsitzender des Wahlausschusses, führte diverse Entlastungen durch. Die Versammlung beschloss jeweils eine offene Abstimmung. Zuerst wurde Schatzmeister Heinz Schmidt für die Zeit vom 1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022 von den mittlerweile 382 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedern mit 287 Ja- bei 4 Nein-Stimmen entlastet. Danach wurden Robert Reisinger und Hans Sitzberger gemeinsam für das Geschäftsjahr 2021/2022 mit 279 Ja- bei 36 Nein-Stimmen entlastet.
Als nächstes wurde über die Entlastung des Verwaltungsrates in der Besetzung Sebastian Seeböck, Sascha Königsberg, Robert von Bennigsen, Dr. Markus Drees, Christian Gross, Gerhard Mayer, Norbert Steppe, Nicolai Walch und Beatrix Zurek offen abgestimmt. Die Entlastung erfolgt mit 279 Ja- bei 28 Nein-Stimmen.
In der Folge stand die Wahl von zwei Ersatzmitglieder des Wahlausschusses an, um wieder auf die nominelle Zahl von fünf Mitgliedern zu kommen. Die von Heinz Schmidt geleitete Wahl fand geheim statt. Drei Kandidatinnen bzw. Kandidaten stellten sich mit Silke Dehling, Siegfried Gürster (beide Fußball-Abteilung) und Tamara Hof (Dart-Abteilung) zur Verfügung. Silke Dehling bekam 303 Stimmen, Tamara Hof 176. Beide nahmen die Wahl an. Auch bei Siegfried Gürster, der 103 Stimmen erhielt, bedankte sich Heinz Schmidt ausdrücklich.
In Tagesordnungspunkt 12 ging es um fünf eingereichte satzungsändernde Anträge. 376 stimmberechtigte Mitglieder waren zu diesem Zeitpunkt anwesend. Der Antrag von Oskar Dernitzky über eine einmalig verkürzte Amtsdauer des Wahlausschusses auf zwei Jahre erhielt 294 Ja- bei 3 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen, erreichte damit die nötige Dreiviertel-Mehrheit zur Annahme.
Achim Pilz hatte in seinem Antrag die Möglichkeit zur Briefwahl formuliert. Mit 26 Ja- bei 289 Nein-Stimmen und keiner Enthaltung kam keine Dreiviertel-Mehrheit zustande.
Gleich drei satzungsändernde Anträge hatte Peter Schäfer eingereicht. Der erste zu Ziffer 10.9 beinhaltet eine Dreiviertel-Mehrheit der „abgegebenen, gültigen Stimmen“ für satzungsändernde Anträge, nicht wie bisher der „anwesenden stimmberechtigten Mitglieder“. Dieser Antrag wurde mit 279 Ja- bei 6 Nein-Stimmen und 5 Enthaltungen genehmigt.
Peter Schäfers Antrag zu Ziffer 15.7i formulierte explizit die Entbindung des Wahlausschusses zur Rechts(Beratung) und zur Beratung zur formellen und/oder inhaltlichen Zulässigkeit von Anträgen. Dieser Antrag wurde mit 289 Ja- bei 11 Nein-Stimmen und 7 Enthaltungen genehmigt.
Dem dritten Antrag von Peter Schäfer hatten sich noch die Verwaltungsratsmitglieder und das Präsidium angeschlossen. Darin wurde explizit formuliert: „Die Mitgliederversammlung ist nicht öffentlich und findet als Präsenzveranstaltung statt.“ Ausnahme ist: „Wenn rechtliche Gründe in einem vollen Kalenderjahr die Einberufung einer fristgerechten Präsenzveranstaltung ausschließen, findet im selben Kalenderjahr eine Onlineversammlung statt.“ Bei 264 Ja- und 38 Nein-Stimmen sowie 9 Enthaltungen ging auch dieser Antrag durch.
Danach kamen sonstige Anträge zur Abstimmung, zu deren Annahme eine einfache Mehrheit genügte. Florian Haas, Benedikt Niedergünzl und Jan Schrader beantragten, dass eine Stadion-Projektgruppe „schnellstmöglich“ einberufen werden soll. Die Umsetzung wurde mit 238 Ja- bei 34 Nein-Stimmen beschlossen.
Als nächstes kam der Antrag von Benedikt Niedergünzl zur „konsequenten Durchführung des Vereinsausschlussverfahrens“ zur Abstimmung. Der Antragsteller zog ihn nach einer kurzen Diskussion wieder zurück.
Das galt auch für den letzten Antrag von Florian Haas zum „Kauf der Merchandising GmbH“ durch den e.V.. Auch dieser wurde nach kurzer Diskussion zurückgezogen. Damit ging das Wort zu Versammlungsleiter Daniel Bauer über. Da unter „Verschiedenes“ es zu keiner Wortmeldung kam, beschloss Präsident Robert Reisinger um 15.19 Uhr nach knapp über fünf Stunden die Versammlung.
18. Juli 2023