März 2017: Da saßen wir – Viola, Viktor und ich – im Biergarten bei der Christl und
zerbrachen uns den Kopf darüber, wie wir das Lauf-10-Projekt in Angriff nehmen sollten, denn schon lange wollten wir ein Laufprojekt starten. Wenige Tage später ging die Werbung dafür los, aber kurz gesagt: Es wurde nichts daraus. Ernüchterung. Auch die Wochen danach waren von Ideenlosigkeit geprägt. Irgendwann fragte wieder einer aus unserem Trio nach, was denn nun sei mit der Lauferei. Und erneut rauchten unsere Köpfe, diesmal verlief die Planung aber
konkreter: Wir legten Trainingstage,-zeiten sowie -orte fest und
Viola Oberländer, unsere Vereinsmanagerin, kreierte einen Flyer, den ich überall auf Facebook teilte, wo es nur ging, um eine möglichst große Reichweite zu erzielen. Als Ziel hatten wir den 10-Kilometer-Lauf beim München Marathon. Dort wollten wir als Löwenrudel mitlaufen.
Das Projekt sollte nicht wieder scheitern, nein, wir waren fest entschlossen, es durchzuziehen. Die Anmeldungen flatterten nur in spärlicher Anzahl ins Haus. „Egal, wir machen das jetzt!“ Viola erstellte die erste Veranstaltung, die ich auch wieder auf den sozialen Netzwerken verbreitete.
Samstag, wenige Tage später: Ein kleines Grüppchen um den Trainer Viktor Garasevic fand sich bei Regen im Ostpark zusammen. Auch unser Vizepräsident Hans Sitzberger trotzte dem Wetter und trat mit den anderen Teilnehmern zu den ersten Übungen und
Kilometern an. Das zweite Training fand mit mir statt. Ganz aufgeregt, wie die Teilnehmer denn so sind, radelte ich zur Wittelsbacherbrücke, unserem Treffpunkt für das Lauftraining am
Donnerstag. Es schien eine nette Truppe zu sein, und ich sollte Recht behalten. Zwei Mal pro Woche traf ich mich nun mit den fleißigen Läufern, unter denen jegliche Spezies zu finden war: vom blutigen Anfänger bis zum regelmäßigen Läufer. Ich war stolz auf das Löwenrudel, denn von Mal zu Mal wurden sie besser. Sie liefen und lachten, sie liefen und schnauften, sie liefen und schimpften aber auch mal, wenn ihnen die Puste beim Intervalltraining ausging. Die Erklärung, dass der Körper neue Reize braucht, um Fortschritte zu machen, nahmen sie hin. Ungläubige Blicke, ein Nicken, ok. Am Ende des Trainings waren sie stolz auf sich selbst, stolz darauf, es
durchgezogen zu haben. So schlimm war es, im Nachhinein betrachtet, eben doch nicht. Und gewirkt hat`s ja auch. So vergingen einige Wochen und der Lauf beim München Marathon
rückte immer näher. Langsam wurden alle nervös und erste Zweifel kamen auf, ob sie es denn schaffen würden.
Selbstunterschätzung! Ich wusste längst, das ist gar kein Problem für mein Löwenrudel. Um das zu testen, liefen wir dann im Training, zu dem sich auch Heinz Schmidt nicht bitten ließ,
einmal die 10 Kilometer. Klar, die lief jeder einzelne locker runter. Selbstzweifel beseitigt, wir waren bereit, und das nicht nur, weil nun auch die „Laufen im Löwenrudel“-Shirts eingetroffen waren.
8. Oktober 2017, 9:30 Uhr, Olympiapark: Das Löwenrudel fand sich zusammen, alle waren da. Unser Rudel vergrößerte sich sogar noch um auswärtige Läufer, darunter ein Teilnehmer aus Landshut und zwei aus Südtirol, die eigens für diesen Event nach München gekommen sind. Kein Weg ist zu weit! Hans Sitzberger konnte aufgrund einer Muskelzerrung leider nicht
teilnehmen: „Des stinkt ma gscheid!“ Aber er ließ uns nicht im Stich, gab uns vorm Lauf Mut und feuerte uns später auf der Strecke an. Letzte Toilettengänge, Abgabe der Taschen, Selfies.
Aufgeregt, aber doch gut gelaunt, stellten wir uns im Startbereich auf. Weitere Selfies, Lachen, gegenseitiges Hochpushen. Endlich lief der Countdown, nun galt es für jeden, sein Ding
durchzuziehen. Gute 60 Minuten später liefen die letzten Löwen über die Ziellinie vor der
großartigen Kulisse des Olympiastadions, jeder mit einer Zeit, die deutlich unter den
Möglichkeiten im Training stand. „Beim Wettkampf geht immer mehr“, versuchte ich die Zweifel in den Wochen davor auszuräumen. Auch das glaubten sie mir nun. Erleichtert und stolz
schossen wir letzte Gruppenfotos, doch traurig und ungläubig schlurften wir aus dem Stadion. Wie jetzt, war es das nun? Sollten unsere amüsanten Laufeinheiten der Vergangenheit angehören? Was mache ich denn jetzt immer donnerstags und samstags? Können wir nicht weiterlaufen? Es war doch immer so lustig. Ja, wir waren zusammengewachsen, sind ein gutes Team geworden. Auch ich hatte ein flaues Gefühl im Magen und irgendwie ein schlechtes Gewissen, das Löwenrudel im Stich zu lassen. Aber es ist doch nur mein Job, dachte ich, Lauftrainerin in diesem Fall. Nein, da war mehr, ich mochte „mein“ Löwenrudel, ich laufe gerne mit ihnen, es sind nicht nur irgendwelche Teilnehmer eines Lauftreffs. Ist das nicht auch der Wert eines Vereins?
Die Tage danach: Es stand fest, das Löwenrudel soll weiterlaufen. Violas und mein Kopf ratterten wieder einmal. Doch diesmal ging alles ganz fix: Flyer erstellt, in den sozialen Netzwerken geteilt, WhatsApp-Gruppe gegründet.
Das Rudel wächst und wächst, täglich flattern neue Anmeldungen herein. Unser nächstes Ziel ist der Nikolauslauf (10 km) der Münchner Winterlaufserie am 2. Dezember 2017 im Olympiapark. Wir freuen uns über weiteren Zuwachs beim Training, aber auch über eine Vergrößerung des Rudels allein beim 10-Kilometer-Lauf. Beim Lauftraining werden unsere Läufer von Christian Niedermayr und mir betreut. Da nun alle Blut geleckt haben, wurden sie in den letzten Tagen mit Trainingsplänen versorgt, um eine noch bessere Zeit zu erzielen. Neben lockeren Laufeinheiten stehen verschiedene Intervalltrainings auf dem Plan. Doch an oberster Stelle stehen die Gemeinschaft und der Spaß!
Die Löwen streifen weiterhin donnerstags an der Isar entlang: Treffpunkt um 18:30 Uhr unter der Wittelsbacherbrücke rechts der Isar.
Samstags zieht das Löwenrudel im Ostpark seine Kreise:
Treffpunkt am Michaeli-Biergarten, Zeit variiert.
Linda Seidl
Anmeldungen zum Laufen im Löwenrudel sowie Bestellungen
zur Kollektion unter: viola.oberlaender@tsv1860.org
20. Oktober 2022