die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind allerorts spürbar. Weil in der medialen Berichterstattung rund um den Profifußball beim TSV 1860 München Zusammenhänge oft verloren gehen oder in manchen Medien bewusst oder unbewusst gar nicht erst erwähnt werden, wollen wir Ihnen als Gesellschaftervertreter des Vereins unsere Sicht der aktuellen Situation schildern.
Von der wirtschaftlichen Rezession in Folge der Corona-Pandemie sind verschiedene Sektoren und Wirtschaftszweige in unterschiedlicher Form betroffen. Zukunftsprognosen gestalten sich für Ökonomen äußerst schwierig. Zu komplex und dynamisch ist die weltweite Entwicklung. Gibt es eine schnelle Erholung oder stagniert die Wirtschaft wieder oder bricht gar erneut ein – etwa weil es zu erneuten Lockdowns aufgrund eines Wiederaufflammens des Coronavirus SARS-CoV-2 kommt? Wann wird ein wirksamer Impfstoff oder ein Medikament verfügbar sein?
Für viele Klubs im deutschen Profifußball sind die Shutdown-bedingten Umsatzausfälle und der fehlende Planungshorizont mit erheblichen Folgen verbunden. Das betrifft Teilnehmer in allen drei Bundesligen. Nicht wenige bangen um ihre wirtschaftliche Existenz. Im Gegensatz zu Klubs aus der Ersten und Zweiten Liga, bei denen die zentrale TV-Vermarktung einen großen Teil der Etats ausmacht, sind Drittligisten viel stärker auf Spieltagseinnahmen angewiesen.
Vorsorglich haben DFB und DFL in den von ihnen verantworteten Ligen ein verändertes Zulassungsverfahren für die kommende Saison beschlossen. Im Zulassungsverfahren wird die wirtschaftliche und technisch-organisatorische Leistungsfähigkeit der Teilnehmer überprüft. Für die Spielzeit 2020/2021 soll die Liquiditätssituation der Vereine und Kapitalgesellschaften ausnahmsweise keine Rolle spielen und es zu keiner Zulassungsverweigerung aufgrund nicht nachgewiesener wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit kommen.
Auch in anderen Bereichen der Zulassungsverfahren wurden von DFB und DFL Bedingungen, Auflagen und Sanktionen angepasst oder ausgesetzt. Im Falle eines notwendigen Insolvenzverfahrens erfolgt in der aktuell laufenden Saison kein Punktabzug für die Betroffenen. In der kommenden Saison würden insolventen Vereinen oder Kapitalgesellschaften in der Tabelle nur drei statt der sonst in den Statuten verankerten neun Punkte abgezogen.
Die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA befindet sich in einer Sondersituation. Aufgrund der hohen Schuldenbelastung aus der Vergangenheit und der damit verbundenen bilanziellen Überschuldung bedarf die Gesellschaft seit dem Sommer 2017 einer jeweils für zwei Jahre gültigen positiven Fortführungsprognose, die durch unabhängige Wirtschaftsprüfer zu testieren ist. Insofern findet beim TSV 1860 München durchaus eine Überprüfung der Liquiditätssituation statt.
Für diese Vorausschau muss mit Annahmen gearbeitet werden. Durch die Einschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie gestalten sich diese jedoch alles andere als einfach. Niemand vermag derzeit vorherzusagen, wann und in welchem Umfang wieder ein Spielbetrieb mit Zuschauern möglich wird. Darunter leidet für die neue Saison der Dauerkartenvorverkauf als eine wichtige Einnahmequelle. Unter normalen Umständen wäre dieser bereits angelaufen. Der TSV 1860 München gehört zu den Klubs mit den meisten verkauften Saisontickets aller Drittligisten. Die Stadionauslastung an Spieltagen liegt im Grünwalder Stadion bei 99 Prozent – das ist Bestwert in der Liga. Wann wird das wieder möglich sein? Zudem ist schwer zu prognostizieren wie sich die wirtschaftlichen Belastungen durch die Epidemie auf das Verhalten von Sponsoren und damit verbunden auf künftige Marketingerlöse der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA auswirken. Mit diesen Unwägbarkeiten ist die Geschäftsführung bei ihren Planungen für die kommenden zwei Jahre konfrontiert.
Um eine Perspektive für den Profifußball sind viele Akteure in und um den TSV 1860 München mit großem Einsatz bemüht:
Was nun das in Deutschland in kürzester Zeit zum geflügelten Wort gewordene „Wumms-Paket” (frei nach Finanzminister Olaf Scholz für staatliche Konjunkturhilfen) anbelangt, eine Redewendung, die auch unser Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel sich vergangene Woche zu eigen machte, gilt es festzuhalten: das wünschen sich für den TSV 1860 München alle Funktionsträger. Eine sinnvolle finanzielle Lösung, die der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA eine wirtschaftliche Perspektive für die kommenden zwei Spielzeiten bietet. Deshalb darf dieses Paket auch keines sein, das dem Klub, wie in der Saison 2016/2017 auf fatale Weise geschehen, hinterher mit Wumms als Schuldenfalle wieder ins Genick kracht.
Sponsoren, die Fans in Form von Dauerkarten und „Geistertickets” sowie der Verein mit seinen Mitgliedern durch die Übernahme der Nachwuchsausbildung leisten einen erheblichen finanziellen Anteil zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise beim TSV 1860 München.
Wir würden uns freuen, wenn unser Mitgesellschafter sich ebenfalls entschließen könnte, zeitnah einen wirksamen Beitrag zu leisten, die kommenden zwei Jahre für die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA zu sichern. In dieser Situation müssen alle Kräfte rund um die Löwen zusammenhalten. Die Mannschaft um Trainer Michael Köllner und seinen Stab bereitet uns allen große Freude. Sie verdient jede Unterstützung.
Beraten und verabschiedet werden Etatplanungen der Geschäftsführung im Aufsichtsrat der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA. Der Aufsichtsrat der Profifußball-Gesellschaft ist dafür das entscheidende Gremium.
München, den 8. Juni 2020
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Robert Reisinger Präsident |
Hans Sitzberger Vizepräsident |
Heinz Schmidt Vizepräsident |
20. Oktober 2022