Die Abteilung für Vereinsgeschichte veröffentlicht im Jubiläumsjahr jeden Monat einen Artikel zur Historie der Löwen. Diesmal berichtet Dr. Markus Drees im ersten von drei Teilen über die Stadiongeschichte und -geschichten der Fußballer.
Prolog
Seit dem 150. Vereinsjubiläum 2010 machen wir den Stadtteilspaziergang „Auf den Spuren der Löwen in Giesing“. Zum 160. Jubiläum wollen wir natürlich auch einen Beitrag zum Online-Fest leisten. In drei Teilen fassen wir die Stadiongeschichte und -geschichten des TSV 1860 zusammen. Im heutigen Teil geht es um die Anfänge des Fußballs 1899 bis zum Bau des Sechzger Stadions im Jahre 1911. Die anderen Teile beschäftigen sich mit der Zeit im Sechzger 1911 bis 1972 und der modernen Stadiongeschichte von 1972 bis heute.
Gründung der Spielriege 1899 und die ersten Fußballspiele
Aus den Reihen des Turnvereins München von 1860 gründete sich am 6. März 1899 eine Spielriege, die zunächst noch Faust-, Deutsch-, Tamburin oder Schleuderball als Sportarten veranstaltete. Gegen den Widerstand der Jahn-Turnerschaft sollte bald auch ein Spiel Einzug halten, dass in den folgenden 100 Jahren die Welt beherrschen sollte. Der zunächst als „englische Krankheit“ verspottete „Association Football“ fasste langsam in München Fuß. Am 27. Juli 1902 war es soweit. Das erste Spiel der 1860-Fußballer fand auf der „Schyrenwiese“ gegen den 1. Münchner FC von 1896 statt – leider endete es mit einer 2:4 Niederlage.
Die Schyrenwiese als erster Giesinger Spielort der Sechzger
Die Schyrenwiese war eigentlich ein von der Stadt München 1896 angelegter Jugendturnplatz, der auf einer früheren Radrennbahn des Velozipedklubs erbaut wurde. Da der Platz am gegenüberliegenden Isarufer nahe dem Vereinsgelände an der Auenstraße lag, war er also ideal gelegen und hatte sogar eine Umkleide (diese fehlte oft an den Sportplätzen der Jahrhundertwende). Die Löwen waren somit zum ersten Mal auf Giesinger Boden, als bei der Stadt 1899 der Platz zur Mitnutzung bewilligt wurde. Allerdings waren die städtischen Beamten sehr penibel, was die Platznutzung anbetraf. Öfters gab es Streit wegen Lappalien wie „geknickten Grashalmen“. Dieser Streit führt 1904 zur Beendigung der Nutzungserlaubnis durch die Stadt.
Odyssee durch den Münchner Süden – Heumarkt, Flaucher, Holzapfelkreuth und Theresienwiese
Die Stadt wies 1860 sogleich einen graslosen, sumpfigen Platz am zur Schyrenwiese benachbarten Heumarkt zu. Man zäunte den Platz ein, jedoch waren die Holzbohlen eines Morgens verschwunden – die Nachbarschaft benötigte Brennholz. Da der Platz sich als ungeeignet erwies, verließ man 1904 nach wenigen Wochen den Untergiesinger Heumarkt. Die Fußballer ließen sich im Frühsommer 1904 am Flaucher nieder. Allerdings war der abends genutzte Platz tagsüber ein Kinderspielplatz – auch nicht ideal.
Doch die Rettung nahte in Form der Thomasbrauerei. Man bot den Sechzgern an, in Nachbarschaft zur damaligen Ausflugsgaststätte am Holzapfelkreuth den Waldspielplatz für Spiele zu nutzen. Allerdings war der Platz damals noch so weit draußen, dass man ihn nur sonntags für Spiele nutzte, um den Ausflugsgästen auch sportliches Spektakel zu bieten. Unter der Woche trainierte man auf der Theresienwiese. Letztere gilt als Brutstätte des Münchner Fußballs, da auch der 1. Münchner FC von 1896 dort beheimatet war und auch der spätere rote Lokalrivale teilweise dort trainierte.
1860 rückte in der Zeit in Holzapfelkreuth in die Reihe der besten Münchner Fußballvereine auf, aufgrund der respektablen Bedingungen. Allerdings wollte man wieder zurück in die Stadt. Seit 1907 verlangte man Eintritt. An einem zentrumsnahen Ort erhoffte man sich, mehr Einnahmen zu erzielen.
Die Giesinger Heimat: vom Alpenplatz zum Sechzger-Platz an der Grünwalder Straße
Im Frühjahr 1908 fand man unter Mithilfe des Uhrmachers Wilhelm Hilber (Spieler der 3. Mannschaft), der einen Platz in Obergiesing vom Bauern und Großgrundbesitzer Kaspar Peter pachtete und den 1860-Fußballern zur Verfügung stellt, ein neues Zuhause im heutigen Obergiesing. Der sogenannte Fußballplatz am Alpenplatz lag entlang der heutigen Alpenrosenstr. Man war zu dem Zeitpunkt vom Zuschauerzuspruch die Nummer drei der Stadt und konnte in Giesing auch erste Erfolge feiern. Man hatte 1910 acht Mannschaften (darunter drei Jugendteams) mit 154 Mitgliedern in der Fußballabteilung. Der Alpenplatz war bereits schnell zu klein geworden. Als dann auch Gerüchte von der Wohnbebauung des Spielfeldes in Obergiesing die Runde machten, suchte man Ende 1910 erneut einen neuen Platz. Die Erben vom mittlerweile verstorbenen Kaspar Peter hatten noch südlich des damaligen Giesinger Bauerndorfs ein weiteres Grundstück in ihrem Besitz. Im Frühjahr 1911 baute man einen Platz mit Sitztribüne an der Grünwalder Straße. Die Löwen-Fußballer wurden sesshaft und begründeten hier einen Mythos.
Teil 1: Die Gründung eines Traditionsvereins – 160 Jahre TSV München von 1860
Teil 2: Echt turnerische Brüderlichkeit
Bilder aus 16 Jahrzehnten Sechzig
20. Oktober 2022